Außenholz streichen

Aufbauen, etwas bewittern lassen und dann erst loslegen

Außenholz nicht gleich streichen

Warten Sie besser mit dem Anstreichen, bis das neue Holzhaus aufgebaut ist und eine Weile steht. Foto: fotolia-Sir_Oliver

 

Die Gartensaison steht vor der Tür und vielerorts werden neue Garten- und Spielhäuser oder Carports geliefert. Nicht wenige Do-it-yourselfer begehen hier schon den ersten Fehler und fangen sofort an, das noch neue Holz zu streichen.

Auspacken und lüften lassen

Wenn Sie Ihr Holzhaus geliefert bekommen, sollten Sie zunächst die Plastikverpackung zeitnah entfernen, damit das Holz auslüften kann. Das in Plastik verschweißte Holz ist in aller Regel noch viel zu feucht, um eine Grundierung oder Farbe aufzunehmen. Aber auch wenn das Holz unverpackt gekommen ist oder bereits einige Wochen in der Garage lagert, ist das zumeist glatt gehobelte Holz zunächst kaum aufnahmefähig für flüssige Stoffe.  Beim Hobeln des Holzes entsteht nämlich Wärme, was zum Verdichten der Oberfläche bzw. verschließen der Holzporen führt. Der Anstrich würde also eher abperlen, als dass er einziehen könnte. Daher sollten Sie das Holz immer erst verbauen und mindestens sechs bis acht Wochen (oder länger) unbehandelt stehen lassen. Während dieser Zeit öffnen Sonne und Luftfeuchtigkeiten im Wechsel die Holzporen, so dass die Grundierung später auch richtig einziehen kann.

Wenn Sie nun meinen, dass das Holz mangels Oberflächenschutz sofort Schaden nehmen könnte, liegen Sie falsch! Auch in zugeschnittenem Zustand verfügt das Holz über einen gewissen Eigenschutz – durch die im Holz enthaltenen Enzyme (insbesondere Pinosylvin). Würde das Holz nicht in Trockenkammern vorgetrocknet werden, würde dieser Eigenschutz sogar für einige Jahre reichen, doch leider geht dort immer ein Teil der Enzyme durch die hohe Wärme verloren. Und: durch die heißgehobelte Holzoberfläche perlt nicht nur der Anstrich, sondern auch der Regen ab. Testen Sie dieses gerne nach der Anlieferung Ihres Gartenhauses, indem Sie eines der Hölzer auf eine waagerechte Fläche legen und einen Wassertropfen draufgeben. In 95 Prozent aller Fälle bleibt der Tropfen länger als 30 Minuten wie eine Perle liegen!

Mehr Probleme als Vorteile

Auch wenn’s noch so sehr in den Fingern kribbelt, warten Sie mit dem Anstrich bis nach dem Aufbau und lernen Sie von den Skandinaviern: Im hohen Norden streicht man Holzhäuser häufig erst sechs bis 12 Monate nach dem Aufbau. So hat das Holz nicht nur Gelegenheit Restfeuchte abzugeben, es kann sich auch setzen, was sich häufig durch kleine Haarrisse zeigt. Hätte man hier zu früh gestrichen, wäre die Farbschicht möglicherweise in Mitleidenschaft gezogen worden. Doch auch insgesamt birgt das Vorstreichen einzelner Hölzer auf einem Bock mehr Probleme als Vorteile: Auf liegenden Hölzern wird oftmals unfreiwillig zu viel Farbe aufgetragen. Beim senkrecht streichen würde das durch Tropfnasen auffallen, die man wieder wegpinseln kann. Wird die Farbschicht aber zu dick, trocknet sie extrem langsam durch und ist enorm anfällig für Druckstellen. Wenn Sie das Holz also liegend vorstreichen, sollten Sie es zumindest senkrecht trocknen lassen. Allerdings stellt sich dann die Frage, an welche Wand man 40 Balken mit einer Länge von bis zu fünf Metern lehnen kann.

Das Märchen vom Bläueschutz

Was viele Do-it-yourselfer vor dem Aufbau verunsichert, ist die Empfehlung der Holzhaushersteller, alle Oberflächen,  insbesondere im Nut- und Federbereich, mit einem Bläueschutz vorzustreichen. Rein technisch betrachtet ist das Unfug. Rechtlich gesehen ist der Lieferant aber laut einer zirka 60 Jahre alten DIN-Verordnung dazu verpflichtet, diesen Blödsinn in die Beiblätter zu schreiben. Blauschimmel oder Bläuepilz entsteht, wenn Holz – insbesondere Kiefern- oder Fichtenholz – feucht wird und hohe Außentemperaturen erfährt. Streicht man nach dem Bläueschutz, der häufig auch als Bläuegrund falsch deklariert wird, direkt eine diffusionsoffene Farbe oder Lasur auf das Holz, kann durch die Beschichtung Feuchtigkeit eindringen, die die im Bläueschutz enthaltenen Biozide löst. Wenn’s dann wieder wärmer wird, werden sie mit dem austretenden Wasserdampf aus dem Holz ausgespült und der Bläueschutz ist futsch. Aus konstruktiver Sicht ist Blauschimmel ohnehin harmlos für das Holz. Weil die blau-graue Verfärbung aber durch dünne Lasuren durchscheinen kann, wird dieser Pilz in Deutschland nach wie vor als gefährlich erachtet. In Skandinavien wird Außenholz übrigens eher nicht diffusionsoffen gestrichen, damit kein Wasser als Nährboden für Pilze eindringen kann. Und wo keine Feuchtigkeit, da auch kein Blauschimmel, den man bei deckenden Farben sowieso nicht sehen würde.

 

Fazit: Carport oder Holzhaus aufbauen, trocknen lassen, setzen lassen, etwas bewittern lassen und dann erst mit den Streicharbeiten beginnen!

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