Skandinavier müssen seltener streichen

Warum Schwedenfarben der Sonne besser trotzen?

Lange Standzeiten einer Farbe hängen von einem hohen Festkörperanteil ab. Foto: 123rf-ronstik

 

Wie bereits im Beitrag „Über die Langlebigkeit von Anstrichen“ berichtet, hat die UV-Strahlung der Sonne immense Auswirkungen auf die Haltbarkeit eines Anstrichs im Außenbereich. Daraus resultiert, dass die sonnenbeschienenen Hausfassaden in aller Regel wesentlich schneller renovierungsbedürftig werden als die auf der Nordseite.

Dünne Anstriche verbrennen schneller

Schwedenfarbe mit langer Standzeit

Farben mit einem hohen Festkörperanteil trotzen der Sonne sehr viel länger. Foto: Schwedischer Farbenhandel

In Deutschland, Österreich und vielen anderen Ländern Mittel- und Südeuropas kommen an Holzfassaden vor allem „dünne Anstriche“ zum Einsatz, die sich deutlich leichter verarbeiten lassen. Werden Öle oder Lasuren verwendet, kann man sogar auf die sonst unabdingbare Grundierung verzichten. Man streicht einmal – selten zweimal – einen dünnflüssigen Anstrich und erfreut sich zudem an der weiterhin erkennbaren Holzmaserung. Noch vor 30 Jahren war das auch völlig in Ordnung, denn damals haben solche dünnen Anstriche immerhin auch mal sechs bis zehn Jahre „durchgehalten“. Das lag einerseits an der UV-Belastung, die seinerzeit noch wesentlich geringer war, andererseits waren die Anstriche auch noch sehr viel widerstandsfähiger – weil wesentlich giftiger für Mensch und Natur –  als heute. Weil sich aber die klimatischen Bedingungen verändert haben und gleichzeitig die Anstrichmittel immer umweltfreundlicher und weniger gesundheitsgefährdend geworden sind, sind auch die Standzeiten immer weiter runtergegangen. Und so hält eine Lasur auf Wasserbasis heute auf der Sonnenseite mit Glück zwölf Monate, eine Lasur auf Basis von Terpentinersatz immerhin noch zwei bis drei Jahre. Spätestens dann heißt es: die Verwitterung abschleifen und mit dem Streichen von vorne beginnen.

Was ist an schwedischen Farben so anders?

Alle paar Jahre die Fassade anzuschleifen und neu zu streichen, würde einem Skandinavier nie einfallen, denn unsere Nachbarn im Norden verwenden keine Lasuren für ihre Holzhäuser. Der Grund: Bei Lasuren ist die Schichtstärke des Anstrichs aufgrund mangelnder Feststoffe viel zu gering. Gemeint sind damit alle festen Substanzen in einer Farbe, zu denen zum Beispiel die Bindemittel (Leinöl, Alkydharz, Acryl oder Acrylat) und die Pigmente gehören. Zum Vergleich:

+ unsere reine Leinölfarbe von Allbäck hat einen maximalen Festkörperanteil von 100 Prozent, weil weder Wasser noch Terpentinersatz als Lösemittel enthalten sind. Damit bringt sie es auf eine mittlere Standzeit von 15 bis 20 Jahren.

+ unsere Silikonalkydfarbe Oden besteht zu 80 Prozent aus Feststoffen. Ihre Standzeit liegt im Mittel bei 15 Jahren – abhängig von der Grundierung und der Bewitterung.

+ wasserbasierende Farben wie Titan V oder Solid V bringen es immerhin noch auf einen Festkörperanteil von 70 bis 75 Prozent. Bei richtiger Grundierung schützen sie die Holzoberfläche für ca. 15 bzw. 10 Jahre.

+ herkömmliche, hochwertige Farben z.B. aus deutscher Produktion haben im Idealfall einen Festkörperanteil von 35 bis 40 Prozent. Das bedeutet: mehr als die Hälfte des Anstrichs besteht aus Wasser oder Terpentinersatz. Dementsprechend ist auch die Schichtstärke deutlich dünner, so dass die Sonne ihr zerstörerisches Werk deutlich schneller verrichten kann. Die Standzeit solcher Farben beträgt in aller Regel lediglich fünf bis sechs Jahre.

+ der Festkörperanteil einer Lasur liegt irgendwo zwischen drei und zehn Prozent. Anders gesagt: Lasuren sind Farben, die mit dem fünf- bis zehnfachem eines Lösemittels wie Terpentinersatz oder Wasser gestreckt wurden. Entsprechend kurzlebig ist diese „verwässerte“ Substanz und entsprechend schnell ist sie abgewittert. Bezogen auf die Menge an Lösemitteln sind Lasuren eigentlich auch völlig überteuert. Ein fairer Preis für einen Liter Lasur dürfte daher im Handel höchstens zwischen drei und sieben Euro liegen.

Längere Standzeit – aufwendigere Verarbeitung

Deckende Farben mit einem hohen Festkörperanteil sind folglich „zäher“, erfordern aber auch einen höheren Arbeits- und Zeitaufwand. So braucht die Oberfläche mindesten eine, oftmals sogar zwei verschiedene Grundierungen vorweg. Zu diesen zusätzlichen Arbeitsschritten kommt eine längere Trocknungszeit, die das Projekt „Hausanstrich“ deutlich verlängern kann. Dafür hat man aber viele Jahre Ruhe, bis der nächste Renovierungsanstrich ansteht!

 

4 Comments

Dieter Högl

Hallo, meine beiden Gartenhäuser sind mit Osmo Sonnengelb gestrichen. Leider hat die Ansicht nach einigen Jahren stark gelitten und müsste unbedingt neu gestrichen werden. Haben Sie eine Farbe in Sonnengelb anzubieten?

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Thumser

Wir haben auch einen Farbton im Sortiment, der sich „sonnengelb“ nennt. Ob er jedoch deckungsgleich mit dem Sonnengelb von Osmo ist, können wir leider nicht beantworten. Im Zweifel können Sie sich im Vorwege eine entsprchende Farbmusterkarte im Shop auf unsere Internetseit bestellen – oder uns auch besuchen, sofern Sie mal in unserer Gegend sind.
Was neben dem Farbton von größerer Wichtigkeit ist: Welchen Typ von Anstrich haben Sie denn von Osmo verwendet? War es eher ein Lausur (z.B. die Einmallasur) oder doch eine deckende Farbe (Landhausfarbe)?
Lasuren sind quasi nichts anderes als um das 5-10-fache verdünnte Farbe, somit deutlich dünner, die Maserung bleibt sichtbar. Weil eine Lasur so dünn ist, verwittert sie um den Faktor 5-10 schneller als eine deckende Farbe. Entsprechend sind Lasuren nach 1-2 Jahren renovierungsbedürftig, da die Sonnenseiten abgewittert sind. Ist eine Lasur verwittert, müssen diese Bereiche (zumeist Süd- und/oder Westseite) abgeschliffen werden. Bei der Osmo Landhausfarbe gibt es auch verwitterungen, die nach 2-3 Jahren auf den Sonnenseiten sichtbar werden. Diese lassen sich mit einem Fassadenreiniger abwaschen. Weitere 2-3 Jahre später sollte jedoch ein Auffrischungsanstrich erfolgen, da die Farbschicht dann zu starkt abgewittert/abgetragen ist.
Zum Überstreichen intakter und gesäuberter Osmo Farbe bzw. Lasur eignet sich u.a. unsere Silikonalkydfarbe Oden sehr gut. Was den Farbton angeht, ist eine Musterkarte zum Vergleich hilfreich (https://schwedischer-farbenhandel.de/art/M91600).

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albin hoiss

Guten Tag aus Österreich.
Gibt es auch eine „transparent“ Farbe , also farblos mit den selben Eigenschaften?
ich möchte die Struktur meiner Lärchenholz fasade nicht mit einer Farbe überdecken.
Für die Info besten Dank im Vorraus
A.hoiss

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Thumser

Hallo Herr Hoiss,
vielen Dank für ihre Anfrage.
Sie haben einen transparenten Anstrich auf dem Holz. Damit sind im Regelfall Lasuren gemeint, die im Prinzip nichts anderes sind als um den Faktor 10 verdünnte Farbe: 1 Liter deckende Farbe, aufgelöst in 10 Litern Lösemittel. Entsprechend ist der Anstrich einer Lasur sehr dünn im Auftrag, die Maserung des Holzes bleibt sichtbar.
Nun sollte man auch wissen, dass alle Arten von aholzanstrichen im UV-Licht der Sonne verbrennen. Wie auch auf unserer menschlichen Haut, zersetzt die Sonne etwas. Bei Lasuren sind es die enthaltenen Bindemittel, die im UV-Licht zerfallen, wodurch eine Lasur nach ca. 6-12 Monaten (wasserbasierende Lasuren) bzw. 1-2 Jahren (lösemittelhaltige Lasuren) schlicht kaputt ist. Wenn der ohnehin schon sehr dünne Schutzfilm in der Sonne aufgebraucht ist, dringt fortan Wasser in das Holz ein, ein Nährboden für Keime entsteht, dunkle Stellen bilden sich, mittel- bis langfristig vermorscht Holz.
Wenn wir Menschen unsere Haut vor der Sonne schützen wollen, verwenden wir z.b. Sonnencreme oder gar dicke Kleidung. Eine Lasur wäre vergleichbar mit Lichtschutzfaktor 5 einer Sonnencreme, die sehr dünnflüssig und leicht zu verreiben ist – daher auch nur für extrem kurze Sonnenbäder gedacht. Eine Sonnencreme mit LSV 60 hingegen ist recht dickflüssig, fett, schwerer zu verreiben, hält das schädliche UV-Licht aber auch einige Stunden länger von seiner ungewünschten Wirkweise entfernt. Früher nannte man sowas gerne Dickschichtlasur – etwas dicker als Dünnschichtlasur, geringfügig langlebiger.
Wenn wir Menschen nicht alle paar Stunden neue Sonnencreme verwenden möchten, kleiden wir uns mit abdeckenden Materialien. Dieses ist analog zur obigen Beschreibung eine deckende Farbe. Weil deckende Farbe die entsprechende Schichtdicke besitzt, brennt die Sonne eine Farbe auch um ein vielfaches langsamer herunter.
Daher meine Frage: Wollen sie ihr Holz künftig dauerhaft schützen oder mittels Lasur nur optische Kosmetik betreiben und die Maserung des Holzes erhalten? In Kauf nehmen, dass das Holz durch den transparenten Lasuranstrich sich auch farblich ungleichmäßig verändert?
Ebenso wichtig zu wissen wäre, ob ihr Kolz bereits lasiert oder anderweitig vorbehandelt ist. Dann würde ich zunächst ermitteln, welche Bindemittel der aktuelle Anstrich enthält, damit ein Überstreichen der bestehenden und teilweise intakten Beschichtung keine Unverträglichkeiten hervor bringt. Alle verwitterten Flächen, die matt/stumpf wirken, müssen im Übrigen abgeschliffen werden – meistens die Süd- und/oder Westseite mit viel UV-Licht. Nord- und mitunter auch Ostseite sehen zumeist nach Jahren noch gut aus, müssten daher nur gesäubert werden, jedoch nicht geschliffen werden.
Die abgeschliffenen Flächen werden dann mit dem Grundieröl gesättigt, damit das durch die Sonne bzw. verbrannte/abgewitterte Lasur sehr trocken & spröde gewordenes Holz nicht weiter Risse bekommt und erneut Platz für Flüchtigkeiten ermöglicht.
Im Idealfall streichen sie dann mit der Lasur weiter, die sie bisher benutzt haben. Dadurch entstehen auch keine Farbton Schwankungen, die bei einem Wechsel des Lasur Herstellers zwangsläufig zu erwarten sind.
Oder ist das Holz unbehandelt? Falls es obendrein neue und zugleich unbehandelte Lärche ist, so finden sie in einem weiteren Journal Beitrag eine Erklärung vom Fachmann, warum man diese Holzart auf keinen Fall sofort behandeln sollte – und warum diese Holzart auch keinen sofortigen Anstrich benötigt.
Wenn sie sich jedoch vorstellen könnten, eine deckende Farbe zu verwenden und die kommenden 15-20 Jahre keine Auffrischungsanstriche vornehmen zu müssen, dann scheiden transparente Anstriche aus. Rein physikalisch betrachtet ist es nicht möglich, etwas transparentes zu verwenden, um das UV-Licht zu blocken. Sonst hätten wir schon lange Sonnenbrillen aus Klarglas.
Kurzum:
Es gibt keine langlebigen Lasuren (mehr). das UV-Licht der Sonne hat zugenommen, alles verbrennt rascher als früher. Lasuren tragen sich schneller ab, das Holz liegt viel schneller „blank“ in der Sonne und dem allg. Wetter. Autos werden auch nicht lasiert, um das blech sichtbar zu halten. Die Industrie weiß, dass nach wenigen Durchgängen durch die Waschanlage die Lasur ab wäre und das Blech rosten würde.
Kein Skandinavier lasiert sein Holz. Es ist kein wirklicher Schutz fürs Holz, kostet viel Arbeit und Material und sollte mind. 1 x im Jahr vor der Verwitterung aufgefrischt werden, damit man wenigstens um das Schleifen umhin kommt.
Um ihre Frage zu beantworten: Außer Holzölen, die noch kürzer als Lasuren halten, ist nahezu jeder andere Anstrich langlebiger. Deckende Farbe ist immer schon echter Schutz mit Langlebigkeit gewesen…

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